MONTEVERDIS ERBE
Chormusik um 1600 aus Italien und Deutschland
Claudio Monteverdis Chorwerk gilt als vollendete Ausprägung eines neuen, auf stärksten emotionalen Ausdruck zielenden Kompositionsstils in der Zeit um 1600. Harmonik, Rhythmik und Stimmführung erreichen mit ihm bislang ungekannte Formen. Unser Konzertprogramm vereint Werke von Monteverdi mit Kompositionen seiner Vorläufer und seiner interessantesten Nachfolger in Deutschland.
Monteverdis expressiver Kompositionsstil inspirierte zahlreiche Zeitgenossen in Oberitalien um und nach 1600. So auch den jungen Heinrich Schütz, der 1609–12 in Venedig sein Schüler wurde. Unser Programm greift zeitlich nahe Werke beider auf: die Sestina aus Monteverdis 6. Madrigalbuch (1614) und die Erstveröffentlichung des sächsischen Komponisten, die heute unter dem Titel Italienische Madrigale (1611) bekannt ist, aber höchst selten aufgeführt wird. Dabei zeigt Heinrich Schütz hier im Fahrwasser der neuen italienischen Kompositionsweise eine später kaum mehr erreichte harmonische Expressivität. Die Idee der dramatisch bewegenden Harmonik findet sich später auch in den geistlichen Madrigalen der Sammlung Israelsbrünnlein (1623) seines Freundes und Kollegen Johann Hermann Schein wieder.
Monteverdi steht nicht am Anfang der neuen musikalischen Bewegung. Er schöpfte u.a. aus Impulsen im Werk Orlando di Lassos und Giovanni Gabrielis, seines Vorgängers am Markusdom. Wir stellen Auszüge der Tränen des Petrus (1594) und der Sibyllenprophetien (um 1560) Lassos sowie zwei große und vielstimmige Chorwerke Gabrielis vor.
Programm
Claudio Monteverdi: Sestina (6. Madrigalbuch), Dixit Dominus (aus: Marienvesper, Bearbeitung für Chor a cappella)
Giovanni Gabrieli: Hodie completi sunt und Jubilate Deo (Symphoniae Sacrae II)
Johann Hermann Schein: Israelsbrünnlein (Auszüge)
Heinrich Schütz: Einzelne Werke aus den Sammlungen der Italienischen Madrigale und der Chormusik 1648
Orlando di Lasso: Einzelne Werke aus den Lagrime di San Pietro und den Prophetiae Sibyllarum
Bessiner Kammerchor a cappella
Leitung: Nils Jensen